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Übersicht

Fredrikstad/NO, Glemmen Kirke

Die Orgel in der Glemmen Kirke in Fredrikstad/Norwegen wurde durch den norwegischen Orgelbauer J.H. Jørgensen im Jahre 1949 erbaut. Die Orgel ist weitestgehend original erhalten.

 

Die Orgel steht mittig auf der rückwärtigen Empore der Kirche. Sie verfügt über elektrische Taschenladen mit stehenden Taschen, so wie es Jörgensen zu der Zeit vorwiegend gebaut hat. (Vergleiche hierzu die 1941 erbaute und ebenfalls weitestgehend original erhaltene Orgel in der Stadtkirche in Aalesund/Norwegen.) Sämtliche Orgelteile sind von besonders hoher handwerklicher und materialtechnischer Qualität. Der Prospekt fügt sich sehr gut in den Kirchenraum ein.

 

Die Orgel verfügt gemäß Registerschalter am Spieltisch über 67 Register verteilt auf drei Manuale und Pedal. Die Manuale II. (Positiv) und III. (Schwellwerk) stehen im Schwellkasten hinter dem Hauptwerk. Die Pedalregister stehen tiefer vor und unter dem Schwellwerk. Der original erhaltene Spieltisch ist seitlich vor der Orgel positioniert, sodass der Organist einen freien Blick zum Altar und zum Chorpodest besitzt.

 

Die 67 Register sind aber nicht alle als eigenständige Pfeifenreihen vorhanden. So besitzt diese Orgel mehrere Mulitplexregister und Transmissionen. Im Schwellwerk (III. Manual) ist eine labiale Pfeifenreihe vorhanden, aus der die Register Gemshorn 16’, Gemshorn 8’ und Spissfloyte 4’ gebildet werden. Diese Pfeifen dienen auch dem Pedal als Gemshornbass 16’, Gemshorn 8’ und Gemshorn 4’. Auch sind im Pedal mehrere Register aus einer Pfeifenreihe gebildet. Die Register Subbass 16’, Gedecktbass 8’ und Floytbass 4’ bedienen sich der gleichen Pfeifen. Der Octavbass und der Choralbass sind ebenfalls kombinierte Register, die aus einer Pfeifenreihe gebildet werden. Neben diesen labialen Stimmen sind zwei Multiplex-Zungenregister vorhanden. Eines für das Manual und eines für das Pedal. Das Manualregister steht, wie das labiale Register, im Schwellkasten des III. Manuals. Aus dieser Pfeifenreihe werden die Register Fagott 16’, Oboe 8’ und Schalmey 4’ gebildet. Diese Register finden sich sowohl im Pedal als auch in der Registeraufstellung des Schwellwerks wieder. Die zweite Multiplexzunge steht im Pedal, woraus die Register Basun 16’, Tromba 8’ und Clairon 4’ gebildet werden.

 

 

Die genaue Disposition kann auf der entsprechenden Seite eingesehen werden. Diese stammt von dem Orgelsachverständigen Herrn Anders Hovind.

 

Nach der Aufforderung an uns ein Angebot zur Überarbeitung der Orgel vorzulegen, hatten wir Gelegenheit, die Orgel im Sommer 2006 einzusehen. Dabei wurde uns schnell die hohe Qualität der Orgel deutlich, welches uns bewog, so wenig wie möglich an der Orgel zu verändern. Besonderes Augenmerk legten wir bei der Einsicht auf die Qualität der Taschen. An verschiedenen Stellen und an unterschiedlichen Windladen wurde stichprobenartig das Papier aufgeschnitten und die Taschen untersucht. Dabei zeigte sich, dass ein Austausch der Taschen nicht notwendig sei. Das Leder der Taschen war noch sehr geschmeidig und zeigte keinerlei Verschleißerscheinungen. So konnte auf den Austausch der Taschen verzichtet werden.

 

Es wurde schnell deutlich, dass die Elektrik der Orgel aber nicht mehr zuverlässig arbeitete. Bedingt durch die Abbrände an den Kontaktstellen wurden Schaltungen nicht mehr zuverlässig ausgeführt, welches zu Fehlfunktionen und Ausfällen führte.

 

 

Der Klang der Orgel war dem Kirchenraum angemessen. Eine Neuintonation wurde bewusst vermieden. Die Intonation von Jörgensen sollten weitestgehend respektiert werden. Es zeigte sich aber, dass die Aussprache der beiden im Schweller stehenden Werke nicht zufrieden stellend war. Dieses fand ihre Ursache darin, dass beide Schwellwände sich zu einer Seite öffneten und somit in den Rundbogen sprachen, der den Kirchenraum von der Orgelnische trennt. Ebenfalls stand vor dem Schwellwerk der Principal 16’ in Holz, der eine freie Aussprache verhinderte. Eine bessere Aussprache der Werke wurde erreicht, indem die Schwellwände ausgetauscht wurden, sodass nun die Aussprache beider Werke in die Mitte der Orgel erfolgt und sich so im Kirchenraum besser verteilen kann. Die Pedalwindlade mit den Holzpfeifen des Principal 16’ wurde um 55cm abgesenkt. Dadurch kann das Schwellwerk über die Pfeifen hinaus aussprechen.

 

Neben der Reinigung der Orgel wurden folgende Arbeiten durchgeführt:

  • Überarbeitung des Spieltisches: Das Ziel der Arbeiten war, so wenig wie möglich in die Substanz des Spieltisches einzugreifen und somit das gesamte Erscheinungsbild zu erhalten. Aus diesem Grunde wurde die Aufteilung des elektronischen Setzers den vorhandenen Schaltern angepasst. Die Bedienelemente wurden unterhalb der Notenauflage angebracht, um keine zusätzlichen Schalter im Spieltisch einbauen zu müssen. Somit befinden sich auch alle Anzeigen im unmittelbaren Blickfeld des Organisten.
  • Austausch der Orgelelektrik gegen eine Orgelelektronik heutiger Bauart, inkl. Austausch sämtlicher Kabelverbindungen, da die alten Kabel wachsgetränkte Baumwollmantel besaßen.
  • Überarbeitung sämtlicher Bälge
  • Tiefersetzen der Pedallade von Principal 16’
  • Neuanfertigung der beiden Schwellwände
  • Stabilisierung des Prospektes
  • Austausch beider Multiplex-Zungenregister
  • Lieferung eines neuen Gleichrichters
  • Nachintonation und Stimmung

 

Die Überarbeitung der Orgel wurde vom Orgelsachverständigen Herrn Anders Hovind engagiert begleitet. Seine häufigen Besuche an der Orgel während der Arbeiten vor Ort gaben uns Orgelbauern Unterstützung und Anregungen.

 

Die örtlichen Arbeiten wurden von Oktober bis Dezember 2007 durchgeführt. Die Orgel wurde am 09. Februar 2008 mit einem feierlichen Orgel- und Chorkonzert der Gemeinde wieder übergeben.