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Ludwigsburg/DE, Stadtkirche

Neuschöpfung im alten Geiste  

 

Die Stadtkirche in Ludwigsburg wurde in den Jahren 1718 bis 1726 als Predigtkirche im barocken Stil erbaut. Sie ist damit die älteste Kirche der Kernstadt Ludwigsburg, die selbst erst nach Bau des Residenzschlosses entstand. So gilt das Jahr 1704 als Gründungsjahr der Stadt.

 

1821 gründete Eberhard Friedrich Walcker seine eigene Orgelbauwerkstatt in Ludwigsburg. Seine erste Orgel für die Stadtkirche baute er 1859. Sie ersetzte ein Instrument aus der Werkstatt Johann Friedrich Schmahls. 1889 erhielt das Instrument ein neues Gehäuse, das auch heute noch die Orgel umschließt. 1906 wurde die bis dahin mechanische Orgel dem Zeitgeist entsprechend von 31 auf 51 erweitert und auf pneumatische Trakturen umgestellt.

 

 

Im Jahre 1960 schlug der Zeitgeist erneut zu. Die Walckerschen Kegelladen wurden samt und sonders entfernt, das Gehäuse entkernt. Neue Windladen aus Sperrholz und Pressspan ruhten jetzt auf Eisenprofile wie aus dem Stabil-Baukasten. Die Orgel erhielt ein Rückpositiv und einen fahrbaren Spieltisch mit rein elektrischen Trakturen. Ein erheblicher Teil des Pfeifenwerkes wurde aufgegeben, anderes umgestaltet.

 

Zur Jahrtausendwende hatte dieses Instrument seine Lebensspanne größtenteils hinter sich. Alt und Neu waren nie wirklich zu einer Einheit verwachsen. Zudem häuften sich technische Probleme in der Anlage von 1960. Eine geplante Sanierung der Kirche gab den Ausschlag, das Orgelprojekt erneut anzupacken.

 

Detail des neuen Spieltisches

 

Das Konzept für die neue Orgel vereint unterschiedliche Ansätze:

  • Restaurierung/Ergänzung des vorhandenen Gehäuses unter Aufgabe des stilfremden Rückpositives
  • Restaurierung/Rückführung und Einbindung des erhaltenen historischen Pfeifenwerkes
  • Ergänzung um im alten Bestand nicht (mehr) erhaltenen Klangfarben
  • Technische Anlage in Anlehnung an die Tradition der Werkstatt Walcker
  • Bau einer in Handhabung und Haltbarkeit modernen Konzertorgel.

Eine der drei Barkermaschinen im Untergehäuse

 

Ein Glücksfall war die Verfügbarkeit zweier großer mechanischer Kegelladen von Walcker aus dem Jahr 1890. So konnten alle originalen Manualregister wieder auf Kegelladen gestellt werden. Dies ist für die Tonbildung von großer Bedeutung. Die neuen Register kamen gemäß Ausschreibung auf einer modernen Schleiflade zum Stehen. Um die Unterschiede des Anschlags beider Ladensysteme auszugleichen, erhielten alle Manualwerke Barkermaschinen nach Walckerschem Vorbild (Wien, Votivkirche, restauriert in unserer Werkstatt 1996). Der neue Spieltisch steht nun wieder mit Blick zum Altar mittig vor dem Gehäuse.

 

Konzertflöte, historische Pfeifen und neue Ergänzungen
vor der Vorintonation in der Werkstatt

 

Eine große Grundstimmenpalette sowie zwei große Schwellwerke geben der Orgel einen bemerkenswerten Dynamikumfang. Eine Besonderheit ist die Konzertflöte des III. Manuals. Ihre Körper sind aus Birnenholz gedrechselt mit aufgesetzten Froschlabien. Sie stammt aus der damals weltberühmten Walckerorgel des Ulmer Münsters (1857).

 

Konzertflöte im Schwellkasten des III. Manuals

 

 

 

zur Disposition…