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Bonn/DE, Kreuzkirche, Krypta

Eine neue Orgel für die Krypta – Chance und Herausforderung

 

Eine neue Orgel zu planen und zu bauen ist ein kreativer Prozess im Spannungsfeld von Geist und Raum. Der Raum der Krypta der Kreuzkirche bedeutet in mehrerlei Hinsicht eine große Herausforderung. Die Platzverhältnisse gilt es zu respektieren, die geringe Raumhöhe als positive Vorgabe zu verstehen. Dann die Akustik: die wohl schönste in einem vergleichbar intimen Raum in unserer Stadt. Sie möchte angeregt werden um zu klingen, um sich zu entfalten.

 

 

Eine Orgel ist vieles: Musikinstrument, Skulptur im Raum, Maschine, Klangkörper, Kunstwerk. Sie fällt ins Auge, sie erreicht unsere Ohren, sie berührt unsere Herzen. Musik ist klingender Gottesdienst. Die Orgel wird zur Mittlerin zwischen uns Menschen, zwischen Mensch und Gott, zwischen Gegenwart und Ewigkeit. Das ist der Boden, auf dem eine neue Orgel wachsen soll. Fruchtbar und steinig zugleich.

 

Jetzt kommen wir, die Menschen. Die Gemeinde, die Musiker, die Orgelbauer. Ideen erblühen, Wünsche keimen, Gegensätze prallen aufeinander. Ein kreativer Prozess. Die Gemeinsamkeiten wachsen, Begeisterung überträgt sich, eine Lösung kommt in Sicht. Sie ist nur eine von unendlich vielen. Alle sind denkbar, viele machbar. Was hat diese eine, was die anderen nicht haben? Sie ist gedacht worden, sie ist gefunden worden. Sie fällt ins Auge, und sie berührt unser Herz.

 

 

DIE AUFGABE

Die Orgel ist das materielle Bindeglied zwischen Mensch und Musik. Sie mittelt und vermittelt, nicht nur in der Liturgie. Sie macht Klang begreifbar für Jung und Alt. So erfüllt die Orgel auch eine weitere wichtige Aufgabe: sie bringt sich selbst und ihre Jahrhunderte alte Tradition den Menschen von heute näher. Sie steht als Bindeglied zwischen unserem kulturellen Erbe und einer jungen Gemeinde im Jetzt. So sind Einblicke möglich und nötig, um Erkenntnis zu schaffen. Junge Menschen begeistern sich für Technik, und Begeisterung für die Technik schafft Zugang zur Musik und zum gemeinsamen Erleben von Musik. Das ist das Ziel.

 

Die Sichtlinie des Organisten durch das Untergehäuse der Orgel gewährt diese Einblicke in das Innere, auf die Traktur, auf die Bewegung der Musik. Eine sichtbare Windversorgung erklärt den Weg der Tonerzeugung und visualisiert so den Ursprung der Energie der Töne, den Atem der Orgel. Alles was Odem hat, lobe den Herren!

 

 

DIE IDEE

Das Instrument basiert auf historischen Vorbildern, die hier in eine zeitgemäße Formensprache übersetzt werden.

 

Durch die Hinterspieligkeit rückt der Organist aus dem unmittelbaren liturgischen Geschehen heraus, kann aber durch das unter der Ladenebene gelegene Sichtfenster daran teilnehmen, ohne abzulenken.

 

In Anlehnung an zugrunde liegende historische Vorbilder kann das Instrument über eine handbetriebene Schöpfbalganlage mit Wind versorgt werden. Die Funktion der Erzeugung des Windes wird zur nachvollziehbaren physischen Aufgabe. Bälge treten. So ergibt sich die Verbindung von Physik und Klang. Aus praktischen Erwägungen ist auch ein elektrisch betriebenes Gebläse vorhanden, wenn keiner den Balg treten kann.

 

 

Um dem historisierenden Charakter des Instruments vollends Rechnung zu tragen, ist die Orgel mit einer ungleichstufigen Stimmung versehen. Unterschiedliche Tonarten werden deutlich hörbar und fühlbar. So wächst aus vielen Ideen eine Konzeption und daraus das Orgelwerk. Klar, erfassbar und – im wahrsten Sinne des Wortes – durchschaubar. Die Orgel in der Krypta gewährt Einblick in die Technik, in die Funktion, in das Entstehen der Musik. Sie bringt die Orgel dem Menschen nahe und näher.

 

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