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Nürnberg, St. Lorenz

Die Restaurierung der großen Steinmeyer-Orgel aus dem Jahr 1937 in der St. Lorenzkirche zu Nürnberg

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Konzeption der zeitlichen Abläufe

 

Von Anfang an war uns eine stimmige Konzeption der zeitlichen Abläufe sehr wichtig. Vor Beginn der Realisierung der Gesamtkonzeption musste als wichtige Grundlage die originale Stimmtonhöhe in Abhängigkeit vom originalen Pfeifenwerk und Winddruck ermittelt werden, wobei die musikalischen Anforderungen an das Instrument hierbei mit dem Schutz der historische Substanz zurückstehen in Einklang zu bringen waren.

 

An den Anfang der von uns erarbeiteten Raum-Klang-Konzeption haben wir im Jahr 2003 die Restaurierung der Hersbrucker Steinmeyer-Orgel aus dem Jahre 1863 gestellt, die als mechanische Chororgel in St. Lorenz wieder aufgebaut wurde.

 

Diese Orgel verfügt über einen freistehenden, in den Chorraum gerichteten mechanischen Spieltisch, der die mechanischen Kegelladen ansteuert. Darüber hinaus wurden elektro-pneumatische Servomechanismen ohne Aufgabe vorhandener historischer Substanz in das Orgelwerk integriert, die es erlauben, die Chororgel auch vom zentralen Spieltisch aus elektrisch anzusteuern und so die Anbindung an die Raum-Klang-Konzeption der dreiteiligen Orgelanlage ermöglichen.

 

Im Anschluss hieran erfolgte erfolgte die Restaurierung der Steinmeyer-Hauptorgel im Jahre 2003. Durch intensive Einsichtnahme von Vergleichsorgeln konnte wir zahlreiche Erkenntnisse über den Zustand des Instrumentes zur Erbauungszeit 1937gewinnen, die noch anhand von Spuren in der Nürnberger Orgel deutlich ablesbar waren. Auch trug die Restaurierung der Steinmeyer-Orgel (Marienorgel) in Ottobeuren zum besseren Verständnis der Steinmeyerschen Ideenwelt vor und nach dem II. Weltkrieg bei.

 

Mit der Reorganisation der Laurentiusorgel wurde 2005 das Raum-Klang-Konzept vervollständigt und abgeschlossen. Die Bedeutung der Laurentiusorgel für das Gesamtkonzept wird deutlich in einem Zitat von Johannes G. Mehl (Das neue Orgelwerk von St. Lorenz) aus dem "Lorenzer Orgelbüchlein" von 1937:

 

"Die Alten waren, wie Ihre Bauwerke beweisen, unerreichte Meister auf dem Gebiet der Akustik. Und die alten Dombaumeister wußten sehr wohl, warum sie die erste monumentale gotische Orgel von St. Lorenz und ihre Nachfolgerin gerade hier zur Aufstellung brachten. Denn an diesem Ort steht die Orgel im akustischen Mittelpunkt des großen Domes. Die Wirkung der von der Gotik mit Vorliebe an der Hochwand des Langhauses auf einem hölzernen sog. "Schwalbennest" angebrachten Orgelwerke ist hinsichtlich ihres Klangcharakters, ihrer Tonfülle und ihrer geradezu bestrickenden Tonschönheit einzig. Der Klang der Pfeifen erzeugt hier besondere Reflexe und Resonanzen, und die der Orgel unmittelbar gegenüber liegende Langhauswand bildet zusammen mit dem nahen Gewölbe einen einzigartigen Reflektor, welcher den Klang nicht nur besonders erfüllt und verstärkt, sondern ihn auch in ungewöhnlicher Weise charakterisiert und veredelt und ihm die Eigenschaft verleiht, in allen Teilen des gesamten großen Raumes besonders rasch, sowie mit größter Gleichmäßigkeit gehört zu werden. Auch wenn ein anderer, an sich brauchbarer Platz für das Hauptwerk der Chororgel in der Kirche vorhanden gewesen wäre, hätte es einen groben, unverzeihlichen Fehler bedeutet, hier den Boden der Tradition zu verlassen, wie das die Neugotik (merkwürdigerweise) getan hat, und nicht wenigstens einen Teil der neuen Gesamtorgel an diesem akustisch so wunderbaren Platz zur Aufstellung zu bringen".

 

Der Einschätzung von Mehl gibt es wenig hinzuzufügen. Bestätigt wird diese Einschätzung der akustischen Vorzüge mittelalterlicher Orgelstandorte durch neugebaute Schwalbennestorgeln der letzten Jahre. Unsere Werkstatt konnte unter anderem in den Domkirchen zu Trier, Worms und Köln sowie in der Abteikirche Maria Laach solche Instrumente erstellen. Die akustische Wirkung ist faszinierend.

 

Infolge ihres akustisch günstigsten Standortes steht dieses Instrument im Mittelpunkt des Raumes. Bereits vor den Restaurierungsarbeiten gewann der Klang der Hauptorgel, wenn er von einem leisen Register der Laurentiusorgel untermalt wurde, an Fülle und Erhabenheit, an klanglicher Präsenz. Sobald die Laurentiusorgel mitgespielt wurde bzw. wird, fühlt man sich von Klang umgeben.

 

 

Weitere Seiten:

Restaurierungskonzept

Die Hauptorgel

Die Laurentiusorgel

Die Stephanusorgel

Fotos

Orgelweihe - Orgelbuch

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