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Kirchenarnbach, St. Johannes der Täufer

kräftig durchgepustet und frisch beledert

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Wer den Dom des Arnbachtals, die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer im südwestpfälzischen Kirchenarnbach, betritt und sich als Orgelfreund outet, indem er sich halbenwegs durch das Schiff umschaut, erblickt auf der Empore zur Rechten des alles überstrahlenden Westfensters ein zierliches neugotisches Gehäuse, das in der dreischiffigen Hallenkirche ein wenig verloren wirkt. Nichts deutet auf die dem Raum durchaus angemessene Größe der Orgel hin.

 

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Die Pfarrkirche – die Bezeichnung Dorfkirche geht einem bei fast 600 Plätzen kaum über die Lippen – wurde im Jahr 1900 geweiht. Die neue Orgel wurde dann im Jahr 1913 von der Firma Friedrich Weigle aus Stuttgart-Echterdingen als deren opus 462 erbaut. Sie verfügt über 23 Register auf zwei Manualen und Pedal zuzüglich zweier Transmissionen. Das sehr wohlwollende Abnahmegutachten erging am 21.04.1913.

 

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Das original erhaltenen Pfeifenwerk steht auf ebenso original erhaltenen Membranladen eigener Konstruktion, für die Weigle zwischen 1890 und 1897 in verschiedenen Ländern Patente anmeldete. Bis auf den Verlust weniger Einzelpfeifen und leichte Veränderungen an der Windzuführung war das Instrument seit seiner Fertigstellung unverändert im täglichen Einsatz.

 

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Nach fast 110 Jahren zeigten sich nun an vielen Stellen deutliche Verschleißerscheinungen. So wurde die pneumatische Traktur überarbeitet, schadhafte Membranen durch neue aus Lammleder ersetzt, die übrigen instandgesetzt. Risse in den Windladen wurden ausgespant und papiert.

 

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Der Spieltisch wurde vollständig zerlegt, gereinigt und ausgebessert. Die Klaviaturen wurden gereinigt, beschädigte Celluloid-Beläge durch "neue" alte aus unserem Vorrat ersetzt. Alle Oberflächen wurden erst gereinigt, dann entsprechend der urspünglichen Oberflächenbehandlung nachbehandelt. Teilweise erheblich abgespielte Pedaltasten wurden erneuert. Der im Laufe der Jahrzehnte so abgenutzte Schwelltritt, dass er mitten entzwei brach, musste gegen eine neue Kopie ausgetauscht werden.

 

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Der zwischenzeitlich Neubau des Chorpodests bedingte eine Veränderung der Windzuführung. Diese wurde weitgehend rückgängig gemacht. Die neue Gebläsemaschine findet nun ihren Platz wieder im angrenzenden Turmraum in einem neuen Motorkasten. Da die originalen Kanäle unter besagtem Chorpodest stark gelitten hatten, wurden sie durch neue Kanäle aus massivem Fichtenholz ersetzt. Nach einer entsprechenden Anpassung des Chorpodests ist nun auch die original erhaltenen Schöpfvorrichtung wieder zugänglich.

 

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Die notwendigen Arbeiten am Pfeifenwerk beschränkten sich auf den Ersatz der wenigen fehlenden Einzelpfeifen sowie ein gründliche Reinigung. Insgesamt war der Erhaltungszustand überraschend gut und machte kaum Reparaturen notwendig.

 

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Das Gehäuse wurde vollständig übrarbeitet und fehlende Dekorelemente ergänzt. Die Gehäusetür zum Stimmgang wurde eingelagert und durch eine Kopie mit Rattan-Flechtwerk anstelle der festen Füllungen ersetzt. So kann der neben der Orgel stehende Chor zum ersten Mal hören, gegen was er sich durchsetzen muss.

 

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Nach einer behutsamen Nachintonation präsentiert sich das schmucke Werk nun wieder in alter Pracht. Die pneumatische Traktur arbeitet trotz zweifachen Wechsels der Strömungsrichtung (im Spieltisch Abstrom, von dort bis unter die Lade Zustrom, dann in der Lade wieder Abstrom) gefühlt verzögerungsfrei und extrem präzise. Der warme, singende Klang füllt den "Dom des Arnbachtales" auf beeindruckende Weise.

 

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zur Disposition…